Colorado Road Trip to Aspen
Wie eine Verheißung ragt der Denver Airport beim Landeanflug aus der flachen Prärie empor. Seine weiße Zeltdachkonstruktion sieht aus wie die am Horizont glitzernden Gipfel der Rocky Mountains. Welcome to Colorado!
Das Sehnsuchtsziel europäischer Skifahrer empfängt uns im Terminal mit leisen Indianer-Gesängen und dumpfen Trommelschlägen. Auf dem Weg mit dem Mietwagen ins Zentrum von Denver verfliegt die Wild West-Romantik aber schnell – trotz Country-Musik im Autoradio. Denver ist auf den ersten Blick eine dieser typisch amerikanischen Städte mit Tausenden fast identischen Einfamilienhäusern in den Vororten, ausfransenden Gewerbegebieten entlang der Highways und Wolkenkratzern in Downtown.
Roadtrip durch Colorado: Ein Highlight jagt das nächste
„Auf den zweiten Blick aber entpuppt sich Denver als sehr charmante Stadt“, meint Nancy, die vor einigen Jahren von der Ostküste in Colorados Hauptstadt gezogen ist. Tatsächlich ist Denver die wohlmöglich meist unterschätzte Metropole der USA und ideal als erste Station auf unserem Ski Road Trip nach Aspen. Wer direkt nach dem langen Flug in die Berge fährt, stresst sich unnötig im Berufsverkehr und verpasst etwas. Das auf 1.600 Kilometern Höhe liegende Denver ist perfekt für die Akklimatisierung. Abends bummeln wir über die Larimer Street an Boutiquen und Bars vorbei, die wie Kulissen einer New Yorker Romantik-Komödie aussehen. Vorbei an Toprestaurants wie dem Rioja schlendern wir zum kürzlich restaurierten Bahnhof. In der Union Station essen wir im Mercantile, das wie eine Markthalle in Südfrankreich aufgemacht ist und hervorragendes Essen auf die dicht beieinander stehenden Tische bringt.
Nach einem Absacker im Yard House, das über 100 Biersorten vom Fass ausschenkt, gehen wir völlig entspannt ins Bett – in der Gewissheit, morgen fit für die erste Abfahrt zu sein. Wegen des Jetlags sind wir ohnehin früh wach und nach einem schnellen Frühstück im Market in der Larimer Street schon in Skimontur auf dem gut zweistündigen Weg nach Breckenridge. Kurz nach 9 Uhr sitzen wir schon im Sessellift.
Breck, wie die Amerikaner einen der meist besuchten Skiorte der Staaten nennen, ist perfekt zum Auftakt. Das Gebiet mit seinen fünf Peaks ist riesig, in den oberen Bereichen mit bis zu 3.962 Meter hohen Gipfeln anspruchsvoll, unten aber „nice and easy“. Die extrem breiten Pisten laufen unheimlich sanft aus, sodass sich Könner perfekt eincarven und weniger starke Skifahrer und Snowboarder vorsichtig herantasten können.
Aspen: Das St. Moritz Nordamerikas
Geht der Skitag in dem zu den Vail Resorts gehörenden Skigebiet zu Ende, erwacht die historische Main Street im Ort zum Leben. Einige Saloons wie die 1905 eröffnete Golden Pan Bar sehen immer noch so aus wie in Zeiten des Wilden Westens, als Cowboys und Minenarbeiter dort ihre letzten Dollars gegen Whisky eintauschten. Durch den frisch gefallenen Neuschnee stapfen wir die Main Street entlang zum Kenosha-Steak House. Dort sind wir mit Nancy verabredet, die jede freie Minute in den Bergen verbringt.
„Morgen müsst ihr A-Basin ausprobieren“, sagt die Wintersportlerin aus Denver. „A-Basin“ ist die Abkürzung für Arapahoe-Basin, oder besser gesagt der Kosename für Colorados mit 3977 Meter höchstgelegenes Skigebiet, dessen Saison sich manchmal bis in den Juli zieht. Die Einheimischen lieben dieses kleine, nur eine halbe Stunde von Breckenridge entfernte Resort mit seinen wenigen Liften, die aber extrem anspruchsvolle, steile Hänge erschließen. A-Basin ist etwas für Könner, das auf halber Strecke liegende Keystone etwas für Jedermann. Genauso wie Copper Mountain direkt an der Interstate 70. Die fahren wir nach unserem dritten Skitag in und rund um Breckenridge Richtung Westen. Durch Vail und vorbei an Beaver Creek cruisen wir entspannt in unserem Allrad-Geländewagen über den schneebedeckten Highway Richtung Aspen.
Aspen ist so etwas wie das St. Moritz Amerikas. Der berühmteste Skiort der Staaten wird jedes Jahr zu Weihnachten zur Bühne für die Reichen und Schönen, die Stars und Sternchen aus Film- und Musik-Geschäft. Während sich die Promis beim Polo-Turnier, in den Gourmet-Restaurants und In-Lokalen in Szene setzen, genießen Skifahrer und Boarder fast leere Pisten. Und die bieten jede Menge Spaß.
Aspen ist nicht nur berühmt, Aspen ist einfach gut – und das vierfach! Gleich vier Ski-Berge vereinen sich hier zu einem großen Resort. Buttermilk ist einerseits der sanfte Berg für Einsteiger und Kinder, andererseits mit seinen gigantischen Halfpipes und Parks die Spielwiese der Freaks, von denen sich hier jährlich die besten bei den Aspen X-Games messen. Snowmass ist das kompletteste Skigebiet und mit seinen 130 Pisten größer als die übrigen drei zusammen. Aspen Mountain, den die Einheimischen Ajax nennen, ist der Hausberg des alten Minenstädtchens. Die Gondel startet direkt neben der Talabfahrt wenige Meter von der Fußgängerzone mit ihren Edel-Designer-Boutiquen, Kunst-Galerien und Cannabis-Läden, die seit der Freigabe von Hasch in Colorado überall wie Hanfpflanzen unterm Neonlicht aus dem Boden sprießen.
Aspen Highlands ist der vierte Berg, der Liebling der Locals und nur Könnern vorbehalten. Könnern wie Mike Kaplan. Mike ist ein lebendes Beispiel für den amerikanischen Traum. Er hat es vielleicht nicht vom Tellerwäscher zum Millionär gebracht, aber immerhin vom Skilehrer zum Vorstandschef der Aspen Skiing Company. Am Berg macht ihm keiner etwas vor. Bis heute nutzt Aspens Ski-Boss jede Chance, um selbst die Powder-Latten unter die Füße zu schnallen. So wie nach der Eröffnung der renovierten Cloud 9-Hütte kurz vor Weihnachten 2015. Beim Toast auf die legendäre Berghütte hatten wir die Gläser noch nicht ausgetrunken, da trommelte Mike klammheimlich schon sein Team zusammen. Zwei Minuten später saßen wir mit ihm, seinen Manager-Kollegen und ein paar Jungs von der Ski Patrol auch schon im Lift.
„Saison-Erstbefahrung“, flüsterte Mike uns mit verschwörerischer Mine zu, bevor er in den makellosen Powder der gerade erst eröffneten Geländeabfahrt unterhalb der berühmten Highland Bowl eintauchte. Die gut zwei Dutzend rassigen Geländeabfahrten der Bowl muss man sich mit einem gut 30-minütigen Aufstieg verdienen, die tief schwarzen Waldabfahrten Kessler’s und South Castle durch die in Colorado bis weit über 3.000 Meter wachsenden Bäume sind dagegen bequem mit dem Lift erreichbar.
„Double Black Diamonds“ nennen die Amerikaner diese anspruchsvollsten Abfahrten, die Mike hinunter jagt als seien es Anfängerpisten. Keine Frage: Von Skifahren versteht Mike etwas. So wie die Aspener es verstehen, ihren einzigartigen Ski-Lifestyle zu zelebrieren. „Aspen besteht fast nur aus Menschen, die hierhergezogen sind, weil sie unbedingt hier leben wollen“, erklärt Nancy, die wir in Aspen zum Après-Ski in der Limelight-Lodge wiedertreffen. Entsprechend sei die Atmosphäre in der Stadt. „Jeder ist happy, hier zu sein.“
Die Lebensfreude ist überall spürbar – in den unzähligen Bars und Restaurants genauso wie in den Liften, in denen jeder sofort mit jedem plaudert. Sie drückt sich auch in der skurrilen „Shrines“-Kultur aus. Auf allen vier Skibergen liegen versteckt im Wald mehr als 100 Kultstätten, an denen die Aspener ihren Idolen und Lieblingsbeschäftigungen huldigen. Da gibt es Shrines für Elvis Presley und Marilyn Monroe, für die Beatles und Frank Sinatra, aber auch für den Golfsport oder die Comic-Figur Snoopy. Alle sind mit Fotos, Schildern, Ketten und Blumen geschmückt. Am Golf-Shrine gibt es sogar Schläger und Bälle. Am Monroe-Shrine hängen neben den Fotos der Sexbombe BHs in den Bäumen.
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