Königsleiten: Skibus adé, es geht direkt vom Haus auf die Piste
Schneesicher wie kein zweites Skidorf im Zillertal. Königsleiten thront auf 1.600 Metern und liegt direkt an der Talstation der Dorfbahn. Eine kurze Fahrt mit der Gondel und ich bin mittendrin im Herzstück der Zillertal-Arena, dem größten Skigebiet im Zillertal.
Raus aus dem Haus, das Brett unter die Füße und los geht’s. Die kurzen Wege von der Unterkunft zum ersten Lift sind purer Luxus. Auch eine echte Talabfahrt ist nicht notwendig, ein schneller Ziehweg links ab von der Piste und ich stehe wieder mitten in dem 70-Seelen-Dorf. Moment, Königsleiten hat nur 70 Einwohner? So ist es, wären da nicht die 5.000 Gästebetten in Gästehäusern und Chalets. Im Winter ist hier mächtig was los, doch der Charme eines kleinen Bergdorfes bleibt erhalten. Königsleiten ist keine Party-Hochburg wie Ischgl oder Mayrhofen, Königsleiten hat seinen eigenen Stil.
Der erste Anblick des Tages steigert meine Vorfreude ins unermessliche: herrliches Wetter und klare Sicht. Die ersten Meter im Schnee und mir offenbart sich das gesamte Panorama des östlichen Zillertals. Ich darf die ersten Lines in den perfekt präparierten Hang ziehen, denn es ist Nebensaison, die Pisten sind vergleichsweise leer. Herrvoragende Bedingungen zum Carven. Ich werfe einen Blick auf die Skikarte: Ganz schön viel rot, kaum blau und ein wenig schwarz, das gefällt mir.
Freeriden! Backcountry-Optionen als idealer Warm-up
In den vergangenen Tagen kam knapp ein halber Meter Neuschnee vom Himmel, also suche ich steile Stellen abseits der markierten Wege, ich will spielen im Powder. Schnell kristallisiert sich ein erster Favoritenhang heraus: Links und rechts neben der Falschbachgondel, genau der richtige Ort, um sich warmzufahren für größere Backcountry-Abenteuer. Hier ist viel Platz, viel Schnee und bisher kaum Spuren. Der Pulverschnee sprüht mir ins Gesicht, ich bin kurzzeitig blind, verkante und falle. Ich rolle einige Meter den Hang hinab, alles butterweich. Die Spuren meiner Vorgänger verraten mir, wo ich besser aufpassen sollte und wo ich bedenkenlos durch den Tiefschnee surfen kann. Jetzt will ich mehr!
Eine Skischaukel bringt mich nach Gerlos, dem Nachbar-Skiort. Überraschenderweise ist hier die Hölle los. Bloß weg hier! Doch wohin? Zurück nach Königsleiten, das bedeutet drei Liftfahrten mit keinerlei Abfahrten zwischendurch. Von der Infrastruktur her äußerst ungünstig, ein erster Minuspunkt für das Skigebiet. Doch ich lasse mir von Kleinigkeiten nicht den Spaß verderben, dann geht’s eben noch weiter in die entgegengesetzte Richtung auf den höchsten Gipfel der Region: zum Kreuzjoch.
Freeride-Abenteur: wer sucht, der findet
Manchmal muss man bekanntlich erst die negativen Seiten akzeptieren, um die positiven zu entdecken. Dank lästiger Liftanbindungen fahre ich weiter auf Entdeckungsreise in der Zillertal-Arena und finde direkt unterhalb des Jochs die wohl beste Backcountry-Option der gesamten Arena, die mit Liften zu erreichen ist. Hier ist höchste Vorsicht geboten, denn ich befinde mich außer Sichtweite anderer Fahrer. Weder Piste noch ein Lift sind von hier aus zu sehen. Es geht zwischen Felsen entlang durch schmale Canyons und weite offene Bowls. Die Hänge, deren Rückseite ich nicht kenne, meide ich, alles andere wird zu meinem Spielplatz. Ich verlagere mein Gewicht auf das Tail des Snowboards, die Nose ragt aus dem Schnee und ich gleite durch den weichen Powder. Auf einer Kuppe mache ich nochmal Halt, klatsche mit meinem Fahrerkumpanen ab, wir beglückwünschen uns zu diesem einzigartigen Ride, ich nehme noch einen tiefen Atemzug und springe dann den kleinen Drop hinunter. Ab nach Hause!
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